News-Archiv 2010-2020

NeuRISK: Schilfbrandübung in Fertörakos l Ungarn

27. November 2010
Text: BR Martin REIDL Fotos: OLM Barbara REITTER

Um länderübergreifende Zusammenarbeit und beiderseitige Unterstützungen in Einsatzfällen jeder Art dreht sich das von der Europäischen Union geförderte Projekt NeuRISK, welches seit dem Jahr 2009 von ungarischen und österreichischen Feuerwehren gemeinsam gelebt und beübt wird.

Innerhalb dieses Projektes wurden bereits einige grenzüberschreitende Übungen, welche sich allesamt im und um den Bereich des Neusiedler Sees erstreckten durchgeführt.  Diesmal sollte ein Brand, welcher innerhalb des Schilfgürtels ausgebrochen war, zum  Ausgangspunkt der Übung werden. Die zusammenhängende Schilfdecke vom Bereich Mörbisch reicht ohne Unterbrechungen bis nach Fertörakos in Ungarn.  Massiv bedroht wurden durch die Flammen des Schilfbrandes der öffentliche Hafen mit den auf einem Steg gelegenen Hütten, sowie der Yachthafen, mit den darin ankernden Segelbooten.

Zu dieser Übung, welche von der Berufsfeuerwehr Sopron ausgearbeitet wurde, wurden die eigenen Kräfte zielgerichtet eingeteilt. Als besondere Beobachter waren  die Kommandanten des ungarischen Zivilschutzes sowie die Führungsebene der ungarischen Katastrophenhilfe des Komitates Györ-Moson-Sopron nach Fertörakos gekommen.

Der theoretische Teil der Schilfbrandübung begann bereits am Vormittag des 26.11.2010 mit der Verständigung der Berufsfeuerwehr Sopron über einen sich Fertörakos nähernden Brand. Das Einsatzgebiet der Berufsfeuerwehr Sopron umfasst nicht nur das Stadtgebiet von Sopron selbst sondern auch viele Kilometer in deren Umkreis, teilweise bis zur Komitatsgrenze zum Komitat VAS im Süden und bis zur Höhe Kapuvar im Westen. Die Freiwilligen Feuerwehrvereine spielen in Ungarn eine untergeordnete Rolle und werden nur zur Unterstützung der Berufsfeuerwehren nachalarmiert.

Übungsablauf:
Aufgrund der Personalsituation und der Größe der Einsatzstellen wird den ungarischen Einsatzkräften bei der Lageerkundung bald klar, Unterstützung aus Österreich anfordern zu müssen.

Bei der Ortseinfahrt von Fertörakos sammelten sich die burgenländischen Einheiten aus den Bezirken Eisenstadt und Oberpullendorf, bestehend aus KDOF St. Margarethen, LF Rust, KLF-A Mörbisch, LF Horitschon, LF-A Deutschkreutz sowie LFB-A Nikitsch mit 46 Mann. Diese sechs Feuerwehren wurden vom Landesfeuerwehrkommando Burgenland nach Ungarn entsandt.

Aufgabe dieser Wehren war es, die vor Ort eingesetzten ungarischen Feuerwehreinheiten bei der Bekämpfung eines großflächigen Schilfbrandes zu unterstützen und gemeinsam gegen ein Schadensfeuer vorzugehen.

Detaillierte Befehle wurden von der ungarischen Einsatzleitung, welche sich vor Ort am Bootssteg des öffentlichen Hafens in Fertörakos befand, an den Kommandanten der burgenländischen Einheiten, BR Martin REIDL ausgegeben.

Das KDOF St. Margarethen verblieb in der Nähe der ungarischen Einsatzleitung, während sich die Fw Rust aufmachte, die Häuser am Bootssteg vor den Flammen zu schützen. Dazu mussten die benötigten Ausrüstungen händisch entlang des 400 Meter langen Bootssteges getragen werden.

Die Fw Mörbisch wurde angewiesen, ebenfalls die gesamte Ausrüstung entlang des Bootssteges zu transportieren und ein einzelnes, vorgelagertes Haus im See mit eigenen Mitteln zu schützen. Dazu erwies sich die kleine Otterpumpe, welche ein bei weitem geringeres Gewicht als eine Tragkraftspritze aufweist, ideal um direkt vom Neusiedler See anzusaugen und den Brand zu bekämpfen. Die ungarischen Einheiten befanden sich bereits vor Ort um mit den eigenen Fahrzeugen und Mannschaften den Kampf gegen die Flammen aufzunehmen.

Ungewöhnlich für die österreichischen Einsatzkräfte war, dass sich die ungarischen Übungsbeobachter, unter welchen sich auch Landesfeuerwehrkommandant LBD Ing. KÖGL der Leiter der Landesfeuerwehrschule OBR Ing. Mag. BADER sowie der Leiter der Landessicherheitszentrale WHR Dr. BÖCSKÖR eingefunden hatten, jede taktische Einheit bei deren Arbeit gesondert beobachten.

Als weiterer Einsatzbereich wurde der Yachthafen Fertörakos, welcher ca. 1,5 Kilometer vom Bootssteg der Fertörakoser Bucht entfernt liegt, beübt.

Dazu wurde von ungarischer Seite die Berufsfeuerwehr Sopron mit zwei Tankfahrzeugen direkt zum See entsandt um mit dem Schutz des Hafens und der Boote sowie der Brandbekämpfung zu beginnen. Zusätzlich trafen die Freiwilligen Feuerwehren aus Fertörakos sowie Fertöszentmiklos ebenfalls mit je einem TLF beim Yachthafen ein und unterstützen die Berufsfeuerwehr bei der Brandbekämpfung.

Innerhalb des Schilfgürtels wurden zur besseren Lagedarstellung von der ungarischen Übungsleitung einige Rauchgranaten gezündet um den Raucheffekt den Beobachtern realistischer darzustellen.

Zur Absicherung des Schilfgürtels sowie zur Verhinderung des Übergreifens der Flammen auf weitere Teile des Schilfes wurden die burgenländischen Feuerwehren aus Nikitsch, Deutschkreutz und Horitschon auf einem schmalen Damm, direkt neben dem Neusiedler See, in Stellung gebracht. Deshalb war es notwendig, nur leichte, wendige und allradgetrieben Fahrzeuge dafür zu verwenden. Die Wasserversorgung wurde von jeder der drei Wehr selbst mittels eigener Tragkraftspritze sichergestellt und mittels neuen eingesetzten C-Rohren auf einer Länge von ca. 300 Metern der Flammenübersprung verhindert. Die lückenlose Einhaltung der Deckungsbreiten der Strahlrohre musste unbedingt beachtet werden.

Nach einer knapp dreistündigen Übung wurden bei der Schlussbesprechung durch den Leiter des ungarischen Katastrophenschutzes, des ungarischen Zivilschutzes, der ungarischen Berufsfeuerwehr sowie Landesfeuerwehrkommandant LBD Ing. KÖGL lobende Worte für die Zusammenarbeit gefunden.

"Heute konnte jeder vom anderen lernen und die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern wurde verbessert." Diese Worte konnte von den hochrangigen ungarischen und österreichischen Übungsbeobachtern einstimmig vernommen werden.
"Ein Szenario wie das heute beübte, kann im weitläufigen Schilfgürtel des Neusieder Sees ohne Weiters vorkommen und ist ein Reales. Dabei wird eine Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern Realität werden müssen um gemeinsam Herr über die Flammen zu werden" brachte LBD Ing. KÖGL in seiner Abschlussrede vor.

Die burgenländischen Einheiten konnten nach getaner Arbeit problemlos über die ehemalige Staatsgrenze zurück nach Hause fahren, eine Vorstellung, welche vor kaum zehn Jahren eine völlig Unmögliche gewesen wäre.

So ändern sich die Zeiten, so ändert sich aber auch die Zusammenarbeit unter Feuerwehrkollegen, wo immer diese eingesetzt und gebraucht werden!